Angela Tiatia

TUVALU

Angela Tiatia, Tuvalu, 2016, Courtesy: Angela Tiatia, Sullivan+Strumpf, Sydney
Angela Tiatias Videoarbeit Tuvalu (2016) fängt das alltägliche Leben der BewohnerInnen von Funafuti, der Hauptinsel des Inselstaates Tuvalu, ein – vom ersten Krähen des Hahns bis zum Sonnenuntergang. Mit seinem höchsten Punkt fünf Meter über Meeresniveau gehört das kleine Inselarchipel im Südpazifik zu jenen Ländern, die von den Auswirkungen des Klimawandels unmittelbar betroffen sind. Neben dem Anstieg des Meeresspiegels, der die Inselgruppe irgendwann verschwinden lassen wird, nimmt die Küstenerosion zu, die Korallenriffe bleichen, die Trockenperioden werden länger und durch die Versalzung des Bodens verkümmert die Vegetation. Die Arbeit entstand aus der eigenen Betroffenheit der Künstlerin heraus, die auf einer Insel in vergleichbarer geografischer Lage aufgewachsen ist. Die stillen, unaufgeregten Szenen sind begleitet von der beständigen Präsenz des Wassers. Es gibt kein Narrativ und keine Dialoge, vielmehr sind die Betrachter*innen eingeladen, sich ganz auf das Zusammenspiel der Bilder und die Geräuschkulisse zu konzentrieren, einzutauchen in das Leben der Inselbewohner*innen, die mit dem Verlust ihrer Heimat und ihrer Kultur durch die Klimaerwärmung konfrontiert sind, wenngleich sie zur Entstehung der Krise selbst am wenigsten beigetragen haben.

Angela Tiatia, geboren 1973, lebt in Sydney, Australien.

Steigende Meeresspiegel in Ozeanien

Die Inselgruppen in Ozeanien erheben sich teilweise nur wenige Meter über den Meeresspiegel und sind damit von den Folgen der Klimaerwärmung besonders betroffen. Zur Bedrohung durch das steigende Wasser kommen die an Heftigkeit zunehmenden tropischen Zyklone und Sturmfluten, die auf den Inseln auf wenig widerstandsfähige Gebäude und Infrastrukturen treffen und entsprechend großen Schaden auch in der Landwirtschaft anrichten. Das Grundwasser ist durch Versalzung zunehmend ungenießbar, sodass die Trinkwasserversorgung vollständig von Regenwasser abhängig wird. Durch Korallenbleiche, Degradation und Übernutzung der marinen Ökosysteme ist der Fischfang gefährdet und damit eine der Lebensgrundlagen der Bevölkerung bedroht. Nachdem eine Flucht in höher gelegene Regionen auf vielen Inselgruppen schlicht nicht möglich ist, werden technisch wenig erprobte Alternativen zur drohenden Absiedelung der gesamten Bevölkerung gesucht, wie etwa der Bau einer schwimmenden und sich selbst versorgenden Stadt in Französisch-Polynesien. Für Kiribati kündigte Präsident Taneti Maamau im August 2020 an, dass das Aufschütten der ganzen Insel um mehr als einen Meter in Zusammenarbeit mit China geplant sei. Auf dem aufgeschütteten Material, das vom Meeresboden stammen soll, sollen Häuser und Infrastruktur sukzessive
neu errichtet werden.
Quellen
  • United Nations Development Programme (UNDP) Climate Change Adaptation: Tuvalu..
  • The Seasteading Institute, California: The Floating Island Project: French Polynesia.
  • Joshua Mcdonald, „Kiribati Announces Plans to Raise Islands Above Rising Seas“, in: The Diplomat, 14.08.2020.